Fünf Jahre Queens-Club

Da treffen zwei Gegensätzlichkeiten aufeinander: Als nicht eingetragener Verein zählt er zu den jüngsten Vereinen im närrischen „Schmalzloch“-Hörden. Aber an Tradition schlägt er alle Rekorde: Der Queens-Club. Ziemlich genau vor fünf Jahren war er von Claudia Huber gegründet worden. Sie selbst war 2014 als Claudia II. Schlempenkönigin in der Hördener Fastnacht. Aber Queens in Hörden gibt es seit Jahrzehnten. Warum nicht mehr daraus machen? 2019 ergriff Claudia Huber die Initiative: „Hallo Queens, seid ihr noch alle da?“
Es meldeten sich viele. Seither ist das mehrmalige Queens-Treffen im Jahr ein fester Bestandteil im Dorfleben. Man trifft sich, quatscht, erinnert sich und schmiedet Pläne, zum Beispiel für den nächsten Umzug am Fastnachtssonntag, an dem die Queens seit Jahren teilnehmen.
Dabei haben die schwarz gekleideten Damen mit Krone und Federboa aber auch ein Tränchen in den Augen, denn mit dem traditionellen Schnurren in Hörden ist nicht mehr so viel los. „Wirtschaftskrise“ heißt das Schlagwort. Will heißen: Früher konnten sich die Schnurrantinnen in allen möglichen Orten noch ausleben. Ochsen, Anker, Hirsch, Cafe Lang, Bierhaus, Esselklause und viele andere. Das Meiste ist (leider) vorbei.
Für den Queens-Club kein Grund still zu halten. Im Gegenteil; „Wir können uns aus der Tradition neu erfinden“, sagt Claudia Huber. Ihrem Aufruf sind viele gefolgt.
Die ältesten Mitglieder sind über 80 Jahre alt, kein Grund in Hörden sich zu verstecken. Dann kommt man halt notfalls mit dem Rollator zum nächsten Treffen. Das hält fit, wie die Fasent selbst und das passt auch zum aktuellen Motto: Live Balance – Fasent tut gut. In der inneren Mitte steht dabei die Schlempenkönigin. Seit Jahrzehnten ist sie Mittelpunkt im fastnachtlichen Geschehen des Flößerdorfs. Die Ahnentafel geht dabei bis ins Jahr 1952 zurück als Lotte Witzemann offiziell zur ersten Königin über die Schnurrantinnen gewählt worden war. Gewählt und nicht gesucht, wie die Narrenzunft „Schmalzloch“ Hörden betont.
Der frühere „Ochsenwirt“ Casimir Anselm stellte in einem Gespräch mit Rolf Schnepf, dem Schmalzlocher Fasenthistoriker, fest, dass das Schnurren zunächst abwechselnd in den beiden Gasthäusern „Ochsen“ und „Anker“ stattfand. Beide Lokalitäten verfügten über Säle. Nach dem großen Zustrom von Gästen sei es aber unumgänglich gewesen, das Schnurren in allen Gaststätten und Cafés durchzuführen. Dabei ist die Hördener Frau keine „Schlampe“, sondern eine Schlempe. Im Original trägt sie Omas schwarze Sonntagsgarderobe, ein Kapotthütchen - am besten noch mit Schleier. Das Gesicht verbirgt sich unter einer Maske.
Die Verkleideten schnurren schäkern, lachen, reden den Burschen und Männern ins Gewissen und fordern zum Tanz auf. Die Bezirzten durften dann am Schluss nicht selten die Zeche zahlen – oder stellten zu Hause fest, dass sie mit ihrer eigenen Frau geflirtet hatten.
Allerdings: Auch dieses Brauchtum ist, wie so Vieles, dem Wandel unterworfen. Dabei sind zwei Hauptgründe auszumachen: Immer mehr Wirtschaften und Einkehrmöglichkeiten haben in den vergangenen Jahrzehnten dicht gemacht und die Bereitschaft der jungen Schnurrantinnen, sich als Schlempe zu verkleiden, hat zeitgleich stark abgenommen. Der schwerwiegendste Einschnitt: Seit Fastnacht 2016 ist das Gasthaus "Ochsen", über Jahrzehnte hinweg Mittelpunkt der Schmalzlocher Fasent, geschlossen. Damit ist das Herzstück und der große Reiz des Schnurrens verlorengegangen: Das Wechseln von Gasthaus zu Gasthaus. Gleichwohl: Es fehlt nicht an Versuchen der Wiederbelebung des alten Brauchs. Der Queens-Club macht es vor.

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